Aquarius: Thriller (German Edition) by Thomas Finn

Aquarius: Thriller (German Edition) by Thomas Finn

Autor:Thomas Finn [Finn, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967280
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-10-12T16:00:00+00:00


Geheimnisse

Jens ließ sich erschöpft auf den Fahrersitz von Ranjas Audi fallen, strich sich über die frischen Verbände und starrte eine Weile die blauweiße Fassade der Husumer Klinik an. Die Abendsonne, die zwischen den dunkler werdenden Wolken hervorlugte, tauchte das begrünte Gelände in ein mildes Licht. Zwei Pfleger in weißer Krankenhauskleidung verließen schwatzend den Besuchereingang, und weiter hinten, unter einigen Bäumen, konnte er ein Pärchen sehen, das ein junges Mädchen auf Krücken begleitete.

Es war gerade dieser Anflug von Normalität, der ihn einen Augenblick lang einlullte und ihn die zurückliegenden Strapazen vergessen ließ. Denn wenn er ehrlich zu sich selbst war, erschien es ihm noch immer wie ein Wunder, dass Ranja und er die Geschehnisse auf Westerogg überlebt und es mit dem Motorboot tatsächlich zurück zur Nordstrander Hauptbadestelle Fuhlehörn geschafft hatten.

Zwar hatte sich Rhodes Tochter während der Fahrt tapfer geschlagen, doch wie kritisch es wirklich um sie stand, begriff er erst, als die DLRG-Helfer sich ihrer annahmen. Da war sie angesichts des Blutverlustes kaum noch ansprechbar gewesen. Jens war trotz seiner eigenen Blessuren losgeeilt, hatte ihren Wagen vom Parkplatz geholt, sie eingeladen und kurzerhand zur Klinik nach Husum gefahren, statt abzuwarten, dass irgendwann ein Krankenwagen kam. Dass er dabei so ziemlich jede Verkehrsübertretung begangen hatte, die vorstellbar war, war ihm gleichgültig gewesen. Im Nachhinein tat es ihm nur für den jungen Rettungsassistenten leid, der mitgekommen war – und der hatte natürlich nichts anderes zu tun gehabt, als seine Kollegen, nachdem sie die Notaufnahme erreicht hatten, auch auf ihn und seinen mutmaßlich erlittenen Schock hinzuweisen.

Natürlich war er ihm dafür dankbar, dass man auch ihn ärztlich versorgt hatte, nur hatte er es eigentlich vermeiden wollen, sich den Fragen der Ärzte auszusetzen. Diese wollten natürlich wissen, was den beiden widerfahren war. Also hatte er ihnen etwas von einem Bootsunfall erzählt, eine Version, die sie sich während der Rückfahrt hatten einfallen lassen. Beiden war klar gewesen, dass ihnen niemand die Wahrheit abnehmen würde. Er hatte ja selbst noch immer Mühe zu akzeptieren, dass das, was sie da draußen auf Westerogg erlebt hatten, Realität gewesen war.

Gott, eine leibhaftige Sirene!

Wie war es überhaupt möglich, dass solche Wesen existierten?

Ganz davon abgesehen, dass er sich diese Fabelwesen bis zum heutigen Nachmittag irgendwie anders vorgestellt hatte. Nämlich schön und liebreizend. Die Kreatur, der er nun schon zweimal gegenübergestanden hatte, war jedoch in jeder Hinsicht ein Monstrum. Ein äußerst gefährliches Monstrum. Er hatte den Wahnsinn dieses Wesens förmlich spüren können. Und nicht bloß die Existenz dieser Kreatur warf Fragen auf, auch ihre unheimlichen Kräfte.

Jens schüttelte den Kopf, sah wieder zum Eingang der Klinik hinüber und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis die Ärzte feststellten, dass er verschwunden war. Inzwischen plagte ihn bohrender Hunger. Er bemerkte erst jetzt, wie sehr die zurückliegenden Ereignisse an seinen Kräften gezehrt hatten. Und er musste sich mit Meike in Verbindung setzen. Wem, wenn nicht ihr, konnte er sich anvertrauen?

Er zog den durchnässten Rucksack vom Rücksitz, in dem noch immer all die durchfeuchteten Fundstücke aus dem Bunker verstaut waren, fischte aus einer Seitenklappe noch einmal sein Handy und versuchte es anzustellen.



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